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Migrationsmuseum SELMA, Köln Mehr lesen

© Grauwald Studio

Beim Migrationsmuseum in der Bestandhalle 70 in Köln Kalk trifft ein breit gefächertes kulturelles und soziales Angebot auf das große räumliche Potenzial einer historischen Fabrikhalle.
Wir machen die Aneignung dieses Ortes zum räumlichen Thema, indem wir drei teils völlig offene, teils kommunizierende Sphären schaffen, die sehr niederschwellig dazu einladen, sich zu treffen, zu informieren und zu beteiligen. Da sich die prägnante Hallenstruktur von 1913-1916 aufgrund ihrer Größe und Konstruktion nicht mit vertretbarem Aufwand an die heutigen klimatischen Anforderungen anpassen ließe, interpretieren wir sie als Witterungsschutz mit leicht temperiertem Zwischenklima, in dem Räume mit höheren Klimaanforderungen nach dem Haus-im Haus-Prinzip ergänzt werden.
Der gesamte Hallenboden ist öffentlich nutzbarer Bereich, der sich mit einer verglasten Erdgeschosszone und Eingängen zu allen Seiten mit der heterogenen Umgebung verzahnt. Im niedrigeren Seitenschiff an der Westseite lädt eine offene Fläche dazu ein, vielfältig bespielt zu werden. Sie lässt sich mit leichter Möblierung und Vorhängen gliedern und zusammen mit der davorliegenden Freilufthalle 71 nutzen.
In Hallenmitte ist auf einer Ebene über dem Hallenboden die Ausstellung des Migrationsmuseums platziert. Deren leichte Schrägen deuten das unsichere Terrainan, auf dem sich Migrantinnen im fremden Land bewegen. Der breite Wegraum führt chronologisch an den Phasen der Einwanderung entlang und wird von seitlich angeordneten Themenkuben rhythmisiert und angereichert. Dazwischen entstehen durch die feine Differenzierung des Rampenbodens Aktivitätsflächen, Aufenthaltsbereiche und Sichtbezüge zum ‚Community Ground‘. Die Rampe wird als energieeffizienter Flächenheizkörper genutzt, der mit behaglicher Strahlungsenergie den Museumsbereich moderat kühlt bzw. erwärmt.
Unter der Rampe werden Werkstätten, Arbeitsräume, Sanitärbereiche und Lager als Filterschicht angeordnet, die den Raum locker gliedern und sich mit Vorhängen in die Freiraumzone erweitern lassen. Zwischen ihnen gelangt man zu den gemeinschaftlich genutzten Veranstaltungs- und Seminarräumen an der Ostseite. Diese ergeben sich in den Zwischenräumen der Themenkuben, die bis auf den Hallenboden herabreichen. Sie werden von Schallschutzvorhängen eingefasst, welche die Akustik verbessern und mit einfachen Mitteln die Aufenthaltsqualität steigern.
Die Entscheidung, die Bestandshalle nur moderat zu temperieren, machte eine ressourcen-, zeit- und kostensparende Lösung möglich, die den historischen Charakter der Halle erhält. Haustechnische Installationen konzentrieren sich im Rampenkörper, eine Beschichtung des Tragwerks bietet den notwendigen Brandschutz. Die Ausstellungsrampe wird materialsparend aus Holz errichtet, das aus den wiederverwendeten Sparren und Balken der zur Freilufthalle umgestalteten Halle 71 gewonnen wird.

Projektdetails
Verhandlungsverfahren 2. Preis, 2025
BGF 13.800 m²

Verhandlungsverfahren
Projektleitung: Simon Banakar
Team: Ove Jacobsen, Andreas Mayr, Daniel Eichenberg, Ruben Beilby, Julia Zillich, Aris Karara

Szenografie: Chez Weitz
Fotos
Grauwald Studio