DE EN

Jüdisches Kultur- und Gemeindezentrum Mehr lesen

Auf dem Gelände der 1939 zerstörten Synagoge soll ein jüdisches Gemeindezentrum entstehen, das sich mit dem erhaltenen Westflügel der Synagoge zu einem Ensemble verbindet.
Angesichts der historischen Bebauung und der zahlreichen Baulasten an den Grenzen zu den Nachbargebäuden lag ein Lückenschluss der Blockbebauung nicht nahe. Was erst als Malus erscheinen mag, ließ sich jedoch in eine Qualität umdeuten, indem man die notwendigen Abstände zu den angrenzenden Brandwänden zu Frei-Räumen umdeutet, die jedem Baukörper zugeordnet werden. In einem Spiel aus Masse und Leere lässt sich dann das Areal als Positiv-Negativ-Struktur gestalten, die sich ganz selbstverständlich mit den heterogenen Nachbargebäuden verzahnt. Erst untergeordnet werden Grenzen gezogen, die aus der heutigen Sicherheitssituation notwendig, aber reversibel sind.
Ein zusammenhängender Sockel ordnet die Fläche in Innenbereiche, Vorbereiche, Übergänge, Höfe und Terrassen. Darüber setzen die drei, ihrer Bedeutung gemäß dimensionierten Kuben des Gemeindesaals, der Kita und des Empfangsgebäudes städtebauliche Akzente. Am Fraenkelufer entstehen mit dem erhaltenen Flügel der Synagoge wieder die zwei historischen Dreiecks-Plätze, ersterer als Teil des geschützten Bereichs, der zweite als öffentlicher zugänglicher Vorplatz. Der fünfgeschossige Baukörper des Gemeindesaals markiert die Adresse im Stadtraum, der niedrigere Empfangsbau lädt niedrigschwellig dazu ein, das Areal zu betreten.
Die drei Gebäude sind jeweils in eine Kernzone und in eine flexible Raumzone gegliedert und über die Höfe und die überdachten Verbindungswege hinweg aufeinander bezogen. Dabei entsteht ein lebendiges Geflecht an Sichtbeziehungen und möglichen Synergien, die die Gemeinschaft spürbar werden lassen und Lust machen, die vielfältigen Raumangebote im Innen- und Außenbereich zu nutzen.
Die Sockelzone soll in Dämmbeton ausgeführt werden, Arkaden gestalten die Übergänge in die Höfe und Gärten. Darüber erheben sich die drei Baukörper mit einer einheitlichen Ziegelfassade. Der Gemeindesaal-Baukörper tritt seinem geschwungenen Dachabschluss, den Rundfenstern und der besonderen Gebäudehöhe hervor und prägt das Bild des Areals im Stadtraum. Alle Räume erhalten raumprägende Kappendecken und Holzverbunddecken, das oberste Geschoss des Saal-baukörpers ein mehrschiffiges Zollinger-Dachtragwerk. Alle Konstruktionen verbindet, dass sie gleichermaßen charakteristisch und wohnlich sind und zugleich durch Vorfertigung wirtschaftlich zu errichten sind. Die Haustechnik wird strikt nach dem Low-Tech-Prinzip konzipiert, das bei hoher Behaglichkeit einen niedrigen Aufwand in Erstellung und Betrieb sicherstellt.

Projektdetails
Wettbewerb 1. Preis, 2025
Bauherr Jüdisches Zentrum Synagoge Fraenkelufer e.V.

Wettbewerb
Projektleitung: Simon Banakar
Team: Frederic Rustige, Daniel Eichenberg, Thomas Hertel, Julia Zillich, Janine Seiffert, Leon Schnitzler

Landschaftsarchitektur: Atelier Loidl, Berlin
Tragwerksplanung: ifb, Berlin
Technische Ausrüstung: IB Hausladen, München