Die Neugestaltung des Erweiterungsbaus bewegt sich in einem Spannungsfeld dreier Einflussfaktoren: dem großen stadträumlichen Potential am südlichen Stadteingang in unmittelbarer Nähe des Speyrer Doms, dem dahinter liegenden, denkmalgeschützten Hauptbau von 1910, der so wenig wie möglich verstellt werden sollte, und des zu erhaltenden Sockels des Erweiterungsbaus von 1990, der eine frische Sicht auf den Bestand und die gestalterischen Möglichkeiten am Standort verlangte.
Indem wir den Café- und Veranstaltungsbereich nicht wie gefordert auf dem Dach platzieren, sondern auf dem Bestandssockel in einem rundum verglasten Geschoss anordnen, öffnet sich dieser Bereich als Stadtterrasse zum historischen Domumfeld. Darüber legen wir ein großes Dach, in dem die Ausstellung – vor Tageslicht geschützt – Platz findet. Mit seinem tiefgezogenen Walm ergänzt es den denkmalgeschützten Hauptbau trotz seiner Größe zurückhaltend und hält den Blick im Eckbereich frei. Die Dachform gibt dem Erweiterungsbau zudem eine gewisse Eigenständigkeit, die Abstand zu der solitär angelegten Vierflügelanlage des Altbaus hält.
Der Tausch der Nutzungen hat einen weiteren Vorteil: die direkten Lasten auf der Decke des Bestandssockels fallen geringer aus, sodass eine aufwändige Aufdopplung der Bestandsdecke entfallen kann.
Zudem wird der Zugang aus dem Altbau in das verglaste Terrassengeschoss und von dort in die Ausstellung räumlich attraktiver. Die Decke darüber wird für die Ausstellungsnutzung passend dimensioniert und deren Lasten punktuell in die Bestandsstruktur eingeleitet.
Neben der Reduzierung des baulichen Aufwandes leistet der Entwurf auch einen Beitrag zum zirkulären Bauen: Die Stahlträger des Bestandsbaus werden als Deckenverstärkung und als Nebenträger im Dachtragwerk wiederverwendet, die Sandsteinplatten der Sockelverkleidung neu zugeschnitten und wieder am Sockel verbaut.
Wettbewerb | 3. Preis, 2024 |
Bauherr | Historisches Museum der Pfalz |
Wettbewerb
Projektleitung: Simon Banakar
Team: Ruben Beilby, Mona Kraienhorst, Lukas Monath, Steffen Rebehn, Frederic Rustige, Julia Zillich, Robert Engels