Der Entwurf stellt die Raumwirkung der historischen Burganlage wieder her und macht das höfische Leben auf der Burg für Besucher nachvollziehbar. Ein fester Materialkanon aus Stampfbetonwänden, Lehmziegel-Innenwänden und schindelgedeckten Holzdächern unterstützt die Archaik und die Wehrhaftigkeit der Burganlage. Durch Weiterbauen, Nachzeichnen und Transformieren noch sichtbarer oder vergangener Spuren wird die atmosphärische Wirkung des über Jahrhunderte gewachsenen Ortes intensiviert und um eine weitere, klar der heutigen Zeit zuzuordnende Schicht ergänzt. Bauliche und landschaftsplanerische Eingriffe greifen dabei eng ineinander, jeder Ort korrespondiert mit dem dazugehörigen Außenraum.
Am neuen Osteingang erzeugt eine einfache Verkehrung von Innen- zu Außenraum eine überraschende Dramaturgie. Indem die offene Flanke mit einer Mauer geschlossen wird, tritt die Vorburg mit dem Haupteingang in der Ostfassade der Langen Scheune klar hervor. Der Eingang führt jedoch nicht in ein Gebäude, sondern in einen vierseitig umschlossenen Innenhof, der durch die Mauerreste der Langen Scheune, des Mühlensilos und eine neue raumhaltige Wand gebildet wird, die einen Mauerrest der Scheune fortführt. Das Mühlensilo wird zur Cafeteria umgenutzt, die überdachte raumhaltige Wand zur Besucherinformation und zu einem offenen, dem Geländeverlauf über zwei Etagen folgenden Unterstand. Aus der Gefasstheit des Hofes treten die Besucher auf die offene Fläche der Vorburg mit ihrer eindrucksvollen Aussicht auf die Kernburg und die umliegende Landschaft. Der Veranstaltungsbereich auf dem Domänenhof erhält mit dem Neubau eine dreiseitige Fassung, die befestigte Hoffläche erweitert die Veranstaltungsfläche in den Außenraum. Im Ausstellungsbereich der Vorburg können Besucher den Weg zum „Dicken Wilhelm“ oder über den neu angelegten Turnier- und Spielplatz zum Zwinger und zur Kernburg wählen.
Alle Materialien werden – wie die historischen Bauten und Relikte vor Ort – ihren Eigenschaften entsprechend in einfachen, trennbaren Konstruktionen verwendet, die sowohl nachhaltig und wartungsarm als auch sehr langlebig sind: Unbewehrter Stampfbeton als bewitterte, tragende Außenwand; Holz-Lehmziegel-Wände als klimatisch wirksame, witterungsgeschützte Innenschale; leichte Tragwerke aus Holz als Dächer sowie langlebige, leicht austauschbare Aluschindeln als Dachdeckung.
Wettbewerb | 1. Preis, 2023 |
Bauherrin | Kulturstiftung Sachsen-Anhalt |
Planungsbeginn | 2024 |
Wettbewerb
Projektleitung: Simon Banakar
Team: Steffen Rebehn, Constanze Knoll, Frederic Rustige, Janine Seiffert, Julia Zillich