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2006–2011

Neue Galerie Kassel Mehr lesen

© Werner Huthmacher
© Werner Huthmacher

Die stark kriegszerstörte Neuen Galerie in Kassel wurde in den 1970er Jahren mit neuen Einbauten und einer gänzlich veränderten Erschließung versehen. Im Zuge der Sanierung des Hauses sollte die ursprüngliche Raumkonzeption des Hauses wiederhergestellt werden. Die neue Ausstellungskonzeption sah allerdings auch die Verknüpfung der Ausstellungsflächen über drei Etagen vor, womit eine erhebliche Anpassung der Gebäudestruktur einhergehen musste. Diese zunächst widerstreitenden Ziele führten zu einer Entwurfsstrategie, die zwischen dem Originalzustand und den zerstörten Gebäudeteilen unterschied. Die historische Baustruktur, die durch längere Raumfolgen geprägt war, wurde gestärkt, während in den zerstörten Abschnitten, vor allem im Bereich der Treppenhalle, die veränderten Nutzungszusammenhänge gestalterisch aufgegriffen und räumlich neu interpretiert wurden. Die verschiedenen Bereiche wurden jedoch nicht plakativ sichtbar gemacht, sondern über die einheitlichen Oberflächen aller Räume zu einem konsistenten Raumerlebnis zusammengeführt.
Der Zugang zur neuen Galerie erfolgt wie bisher von der Schönen Aussicht im Nord-Osten. Die neue, mehrgeschossige Eingangshalle verknüpft über zwei diagonal verschränkte Lufträume alle drei Ebenen miteinander. Das Zentrum des Hauses bilden weiterhin die Künstlerräume von Joseph Beuys und Ulrike Grossarth umgeben von den Seitenlichtkabinetten und der Wandelhalle, die den Rundgang schließt. Im Obergeschoss wird die Raumfolge der Oberlichtsäle erweitert und durch den Einbau moderner Tageslichtdecken in ihrer Wirkung gestärkt. Im Untergeschoss wurde ein neuer Bereich für Wechselausstellungen geschaffen.
Fassade und Innenraum folgen jeweils einer eigenen Logik. Wird der Bau von der klaren Gliederung der historischen Fassade bestimmt, stehen innen die Bedürfnisse der Ausstellung im Vordergrund. Hier sollte der Raum zugunsten der Exponate in den Hintergrund treten und Fenster nur als abstraktes Lichtfeld in Erscheinung treten. Um die Übergänge zwischen Fassade und Ausstellungsgestaltung zu lösen, wurden die aus der Logik des Innenraums entwickelten Fensteröffnungen als eigene Raumschicht verstanden, mit Gaze bespannt und unabhängig von der Geometrie der dahinterliegenden Fassadenöffnungen gesetzt. So bleibt die Ruhe der Räume erhalten, ohne dass die Vielschichtigkeit des Gebäudes verborgen wird. Nach dieser Regel ließen sich im neuen Foyerbereich auch die zur Fassade verschobenen Lichtöffnungen in das Gesamtbild integrieren. Der durchgehende, geschliffene Betonboden und die hellen Wände verbinden die alten und neuen Raumsequenzen zu einer Einheit.

Projektdetails

Auszeichnung Guter Architektur in Hessen 2013 – Simon-Louis-du-Ry-Plakette

Verhandlungsverfahren 1. Rang, 2005
Bauherr Land Hessen
Nutzerin Museumslandschaft Hessen Kassel
Planungsbeginn 2006
Fertigstellung 2011
BGF 7.850 m²

Planung und Realisierung
Projektkoordination: Per Pedersen
Projektleitung: Ayşe Hiçşaşmaz, Jan Holländer
Team: Anne Kirsch, Diana Sarić, Jens Achtermann, Sibel Yilmaz, Sonja Hehemann, Antje Bittorf, Julia Löscher, Petra Wäldle

Örtliche Bauleitung: ATELIER 30 Architekten GmbH
Fotos
Werner Huthmacher